ICEPargumente 4│2005
von Stephan Höyng, Berlin

Mehr Lebensqualität durch eine gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit

Männer streben heute neue Lebensformen jenseits von traditionellen Rollenklischees an. Ihr Bedürfnis nach einem neuen Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben wächst. Doch sie erleben starke Irritationen, wenn sie sich sowohl für die Erwerbsarbeit als auch für die Familie entscheiden. Eine Umsetzung ihrer Bedürfnisse wird durch die Dominanz der herkömmlichen Rollenmuster behindert. Deshalb muss eine Familien- und Arbeitszeitpolitik, die die veränderten Wünsche der Männer ernstnimmt, die Lebensqualität von Männern und Frauen fördern und die Erwerbsarbeit insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Geschlechtergerechtigkeit besser verteilen.

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ICEPargumente 3│2005 von Dietmar Mieth, Tübingen

Patientenverfügung ohne Reichweitenbegrenzung: eine Überforderung der Selbstbestimmung

Eine Patientenverfügung wird nicht gebraucht, solange ein Patient oder eine Patientin sich selbst aktuell artikulieren können. Sie können dann unmittelbar sagen, welchen Behandlungen sie zustimmen und welche sie ablehnen. Viele wünschen, dass diese anerkannte Selbstbestimmung auch auf Zustände übertragen wird, in denen sie sich nicht aktuell äußern können. Das Instrument der Patientenverfügung kann dies jedoch nicht ohne weiteres befriedigend realisieren helfen.

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ICEPargumente 2│2005 von Monika Bobbert, Heidelberg

Ethische Überlegungen zum Gesundheitswesen: Individuelle Rechte als vorrangige Verteilungskriterien

Das Gesundheitswesen in Deutschland beruht bislang wesentlich auf einem Verständnis sozialer Gerechtigkeit, wonach Mittel und Leistungen nach Gleichheit, Bedürftigkeit und Dringlichkeit verteilt werden. Diese Kriterien gehen auf individuelle Rechte zurück. Für die Verteilung begrenzter Ressourcen ist entscheidend, ob rechtebasierte oder andere Argumentationen zugrunde liegen.

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ICEPargumente 1│2005 von Andreas Lob-Hüdepohl, Berlin

Soziale Sicherheit - ein vergessenes Menschenrecht

Vielen gilt der bundesdeutsche Sozialstaat als Luxus einer Wohlfahrtsgesellschaft, deren Niveau sozialer Absicherung privater Lebensrisiken wie Erwerbslosigkeit, Krankheit, Alter und Armut überzogen ist. Dabei wird gelegentlich vergessen, dass ein nicht unwesentlicher Teil sozialstaatlicher Leistungen lediglich der Rücklauf von Ansprüchen ist, die zuvor durch die Abgaben aus eigener Erwerbsarbeit erworben wurden. Noch mehr vergessen wird, dass soziale Sicherheit ein Menschenrecht mit langer Tradition ist. Es setzt in grundlegender Weise staatliche Gewährleistungspflichten mit der persönlicher Eigenverantwortung in Form individueller Selbstvorsorge wie Solidarität für andere ins rechte Verhältnis.