ICEPargumente 2│2009
von Bernhard Emunds, Frankfurt am Main

Mindestlohn und Extra-Kindergeld: sozialethische Bemerkungen zur Überwindung von Armut trotz Arbeit

In den letzten Wochen hat die Weltfinanzkrise alle anderen wirtschaftspolitischen Themen in den Hintergrund gedrängt – auch die Kontroversen um den Mindestlohn, die zuvor auch zwischen den „Partnern“ der Großen Koalition heftig geführt wurde. Zwischen dem Themenkomplex Armut trotz Erwerbsarbeit, die ja durch Einführung eines Mindestlohns reduziert werden soll, und der Finanzkrise besteht eine häufig übersehene Parallelität. Sie sind beide die Folge von  wirtschaftsliberalen Versuchen, ökonomisches Wachstum dadurch zu beschleunigen, dass man den Unternehmen kostengünstige Alternativen zu staatlich abgesicherten und verregelten Marktsegmenten erschließt.

____________________________________________________________

ICEPargumente 1│2009 von Leo Penta und Christiane Schraml, Berlin

Vom Staatsbürger zum Citoyen – Community Organizing in der Bürgergesellschaft

Am 20. Januar 2009 haben wir mit der Amtseinführung von Barack Obama als ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika einen historischen Schritt in der Geschichte der Demokratie erlebt. Den Erfolg von Obama machen sicherlich auch seine Persönlichkeit und sein Charisma aus. Was ihn aber besonders auszeichnet, ist ein untrügliches Vertrauen in die Kraft, die das gemeinsame Handeln von Menschen für eine geteilte Vision entfalten kann. Obama setzte im Wahlkampf auf die Leitbilder Wandel und Hoffnung, Politik begreift er als einen Prozess von unten nach oben. Dieses Verständnis entwickelte er insbesondere durch seine Zeit als Community Organizer. Obama arbeitete drei Jahre in Chicago für eine Organisation, die in der Tradition des Community Organizing das gemeinsame Handeln von Menschen organisiert, damit sie zusammen für die Verbesserung der Lebensverhältnisse in ihren Stadtgebieten eintreten. Seine Arbeit als Organizer reflektiert er als die Zeit, in der er am meisten über Politik gelernt hat. In seinem Buch Dreams from My Father bringt er es auf eine Formel: Wandel kann nicht von oben kommen, sondern muss durch aktive Bürger von unten initiiert werden.