Sozialstaat - Soziale Sicherung - Bildung

Der Wandel des Sozialstaats stellt die Sozialethik vor eine Herausforderung, weil die normativen Grundlagen des Sozialstaats berührt sind und damit viele sozialethische Prinzipien: Personalität, Gerechtigkeit, Solidarität, Subsidiarität und Nachhaltigkeit. Es handelt sich auch um eine sozialpolitische Herausforderung, weil das konservativ-korporatistische Modell des Sozialstaats der katholischen Tradition zugeordnet wird und mit der Transformation des deutschen Sozialstaats in ein liberales Sozialstaatsmodell auch die Spuren dieser katholischen Tradition immer mehr aus der Sozialpolitik verschwinden. Schließlich ist eine Ethik sozialprofessionellen Handelns von diesen Transformationsprozessen herausgefordert, weil der Bereich der nicht-staatlichen, aber vom Staat delegierten Wohlfahrtstätigkeit, in dem Soziale Arbeit in Deutschland überwiegend stattfindet und der im deutschen Sozialstaatsmodell typischerweise besonders deutlich ausgeprägt ist, in besonderer Weise unter Druck gerät und sich somit die Frage nach einem „neuen Ort“ und teilweise zweifellos auch nach einem erneuerten Selbstverständnis Sozialer Arbeit stellt.

Bildung

In den sozialpolitischen Debatten gilt es mittlerweile als Allgemeinplatz, dass Bildung der Schlüssel zu einer umfassenden gesellschaftlichen Teilhabe und somit das Fundament einer chancengerechten Gesellschaft ist. Die verschiedenen PISA-Studien haben deutlich gezeigt, dass das deutsche Schulsystem einen deutlichen Zusammenhang von sozialer Herkunft und schulischem Bildungserfolg aufweist. Neben diesen sozialwissenschaftlichen Befunden erregen in der öffentlichen Diskussion um die Bildung insbesondere die neueren naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Hirnforschung und Genetik Aufmerksamkeit. Im Anschluss an diese Ergebnisse stellt sich die Frage nach Hoffnungen und Illusionen, die diese Forschungsergebnisse wecken. Es scheint notwendig, den Optimierungsideen konstruktiv-kritisch zu begegnen. Zusammen mit der Katholischen Akademie Berlin, unterstützt durch namhafte Wissenschaftler und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das ICEP hier am 17. Oktober 2011 einen Studientag und öffentlichen Diskussionsabend durchgeführt. Zudem konzipierte und koordinierte das ICEP im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin am 24. November 2011 ein wissenschaftliches Symposium zum Thema „Bildung des Sozialen“. Im Rahmen dieser Veranstaltung konnte der Bildungsauftrag und Bildungsertrag kirchlicher Hochschulen in den Blick genommen werden. In den Vorträgen und Workshops anerkannter Fachwissenschaftlicher wurden Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen einer kirchlichen und religiös inspirierten Bildung des Sozialen zur Sprache gebracht.